Schweizer gegen Extremnutzung des Flughafens Zürich

Wenn die deutsche Luftfahrt in diesem Jahr den „Sommer der Wahrheit“ erwartet, dürfen die gut geführten ausländischen Hubs, die unter dem Einfluss vor allem des Deutsche Lufthansa-Konzerns stehen, auf keinen Fall zu Ausweichflughäfen werden.

Diese Forderung erhebt die in Zürich ansässige Schweizer Stiftung gegen Fluglärm, welche für Vernunft und Nach-haltigkeit im Luftverkehr eintritt.
Aus Anlass des am 28. März in Hamburg stattfindenden 2. Deutschen Luftfahrtgipfels appelliert die Stiftung an den deutschen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und die Spitzen der deutschen Luftfahrt, den Ansprüchen der Schweizer Bevölkerung Rechnung zu tragen. Vor allem der Flughafen Zürich sei von einer Extremnutzung be-troffen, welche die Gesundheit der Menschen und deren Umwelt bedrohe.
Stiftungspräsident Adolf Spörri befürchtet, dass die erwarteten neuen Wirren auf deut-schen und anderen europäischen Flughafen die Belastung des Flughafens Zürich über die für die Bevölkerung tragbare Grenze treiben könnte. Spörri: „Unsere Belastbarkeit hat Grenzen. Wenn die Deutsche Lufthansa mit ihren Schweizer Töchtern, darunter vor allem die Swiss, den streikfreien Flughafen Kloten zur Umgehung ihrer krisenhaf-ten deutschen Hubs nutzen will, können wir dies nicht hinnehmen.“

Die Deutsche Lufthansa kontrolliert mit ihren Töchtern rund 70% des Passagier- und Cargo-Aufkommens auf dem Flughafen Zürich. Sie will den Zürcher Hub, den sie intern auch „Hub plus“ nennt, schon seit Jahren ausbauen, stösst aber auf den Widerstand vieler Schweizer Politiker und von rund 300 000 Menschen, die alleine im Grossraum Zürich vom Fluglärm über Gebühr belästigt werden und die ihre Lebensqualität und ihre Gesundheit bedroht sehen.

Im Namen der betroffenen Schweizer Bevölkerung protestiert die Stiftung gegen Flug-lärm gegen eine ungleiche Verteilung der Lasten. Seit Oktober 2003 bewirkt die durch Deutschland verfügte Sperrung des Luftraums in den frühen Morgenstunden und am Abend, dass der Flughafen Zürich über dicht besiedeltes Gebiet angeflogen werden muss. Eine im Jahr 2009 von den Regierungen Deutschlands und der Schweiz in Auf-trag gegebenen und von einer deutschen Firma nach deutschen Lärmnormen erstellte Lärmstudie hat ein klares Ergebnis gezeitigt: Der überwiegende Anteil an Fluglärm, welcher vom Flugbetrieb des Flughafens Zürich ausgeht, fällt in der Schweiz an. Spörri: „Rund ein Fünftel des Passagier- und Cargo-Aufkommens in Zürich kommt di-rekt aus dem benachbarten Deutschland. Mehr als 70% aller Flugbewegungen auf dem Flughafen Zürich sind solche deutscher Fluggesellschaften (die Swiss ist eine 100%ige Tochter der Lufthansa). Trotz diesen klaren Fakten weigern sich die auf deut-scher Seite Verantwortlichen in Stuttgart und Berlin beharrlich, zu einer realitätskon-formen Lösung Hand zu bieten.“
Das im Dezember 2018 augenscheinlich im Interesse der Fluggesellschaften öffentlich gemachte Ansinnen der inzwischen aus dem Amt geschiedenen Schweizer Bundes-rätin für Verkehr, Doris Leuthard, schon in diesem Sommer „probeweise“ auch Süd-starts zur Erhöhung der Kapazität zuzulassen, stiess auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung, die nicht gegen den Flughafen, aber gegen dessen übermässige Nut-zung ist. Die von den Fluggesellschaften geforderten Südstarts ab Zürich würden das am dichtesten besiedelte Gebiet der Schweiz und die benachbarten Naherholungsge-biete erheblich gefährden, was nicht toleriert werden darf.