Schweizer gegen Extremnutzung des Flughafens Zürich

Wenn die deutsche Luftfahrt in diesem Jahr den „Sommer der Wahrheit“ erwartet, dürfen die gut geführten ausländischen Hubs, die unter dem Einfluss vor allem des Deutsche Lufthansa-Konzerns stehen, auf keinen Fall zu Ausweichflughäfen werden.

Diese Forderung erhebt die in Zürich ansässige Schweizer Stiftung gegen Fluglärm, welche für Vernunft und Nach-haltigkeit im Luftverkehr eintritt.
Aus Anlass des am 28. März in Hamburg stattfindenden 2. Deutschen Luftfahrtgipfels appelliert die Stiftung an den deutschen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und die Spitzen der deutschen Luftfahrt, den Ansprüchen der Schweizer Bevölkerung Rechnung zu tragen. Vor allem der Flughafen Zürich sei von einer Extremnutzung be-troffen, welche die Gesundheit der Menschen und deren Umwelt bedrohe.
Stiftungspräsident Adolf Spörri befürchtet, dass die erwarteten neuen Wirren auf deut-schen und anderen europäischen Flughafen die Belastung des Flughafens Zürich über die für die Bevölkerung tragbare Grenze treiben könnte. Spörri: „Unsere Belastbarkeit hat Grenzen. Wenn die Deutsche Lufthansa mit ihren Schweizer Töchtern, darunter vor allem die Swiss, den streikfreien Flughafen Kloten zur Umgehung ihrer krisenhaf-ten deutschen Hubs nutzen will, können wir dies nicht hinnehmen.“

Die Deutsche Lufthansa kontrolliert mit ihren Töchtern rund 70% des Passagier- und Cargo-Aufkommens auf dem Flughafen Zürich. Sie will den Zürcher Hub, den sie intern auch „Hub plus“ nennt, schon seit Jahren ausbauen, stösst aber auf den Widerstand vieler Schweizer Politiker und von rund 300 000 Menschen, die alleine im Grossraum Zürich vom Fluglärm über Gebühr belästigt werden und die ihre Lebensqualität und ihre Gesundheit bedroht sehen.

Im Namen der betroffenen Schweizer Bevölkerung protestiert die Stiftung gegen Flug-lärm gegen eine ungleiche Verteilung der Lasten. Seit Oktober 2003 bewirkt die durch Deutschland verfügte Sperrung des Luftraums in den frühen Morgenstunden und am Abend, dass der Flughafen Zürich über dicht besiedeltes Gebiet angeflogen werden muss. Eine im Jahr 2009 von den Regierungen Deutschlands und der Schweiz in Auf-trag gegebenen und von einer deutschen Firma nach deutschen Lärmnormen erstellte Lärmstudie hat ein klares Ergebnis gezeitigt: Der überwiegende Anteil an Fluglärm, welcher vom Flugbetrieb des Flughafens Zürich ausgeht, fällt in der Schweiz an. Spörri: „Rund ein Fünftel des Passagier- und Cargo-Aufkommens in Zürich kommt di-rekt aus dem benachbarten Deutschland. Mehr als 70% aller Flugbewegungen auf dem Flughafen Zürich sind solche deutscher Fluggesellschaften (die Swiss ist eine 100%ige Tochter der Lufthansa). Trotz diesen klaren Fakten weigern sich die auf deut-scher Seite Verantwortlichen in Stuttgart und Berlin beharrlich, zu einer realitätskon-formen Lösung Hand zu bieten.“
Das im Dezember 2018 augenscheinlich im Interesse der Fluggesellschaften öffentlich gemachte Ansinnen der inzwischen aus dem Amt geschiedenen Schweizer Bundes-rätin für Verkehr, Doris Leuthard, schon in diesem Sommer „probeweise“ auch Süd-starts zur Erhöhung der Kapazität zuzulassen, stiess auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung, die nicht gegen den Flughafen, aber gegen dessen übermässige Nut-zung ist. Die von den Fluggesellschaften geforderten Südstarts ab Zürich würden das am dichtesten besiedelte Gebiet der Schweiz und die benachbarten Naherholungsge-biete erheblich gefährden, was nicht toleriert werden darf.

Stoppt Corine Mauch das Flughafen-Spektakel?

„Die bekannte ʼgrüneʼ Velofahrerin Corine Mauch, Zürichs
Stadtpräsidentin, die sich wieder zur Wahl stellt, hat bisher nichts getan, um die
grösste Lärmverursacherin und Umweltverschmutzerin im Kanton Zürich, die Flughafen
Zürich AG, auf ein Mass zu beschränken, das als angemessen gelten darf“, bedauert
Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm in Zürich.

Stadtpräsidentin Corine Mauch sitzt – zusammen mit der freisinnigen Regierungsrätin
Carmen Walker Späh – im Verwaltungsrat der Flughafen AG. Im Unterschied zu Carmen
Walker Späh hat sich Corine Mauch bisher nicht dazu geäussert, wie sie die seit
2003 von den Südanflügen betroffene Bevölkerung im Süden der Stadt Zürich vor den
Auswirkungen des zusätzlichen Lärms der geplanten Südstarts schützen will.
„Kloten soll nach den Vorstellungen der Flughafenbetreiber und des deutschen Lufthansakonzerns
in den nächsten zwanzig Jahren zu einem Mammutflughafen ausgebaut
werden, der als internationaler Superhub funktioniert“, sagt Spörri. Diese extreme
Wachstumsphilosophie geht auf Kosten der Bevölkerung, die heute schon mit einem
Lärmteppich belegt ist, wie er im Bundeshaus als „extrem störend“ bezeichnet wird. Im
Schutzkonzept Süd, in welchem der Flughafen auf wissenschaftliche Lärmwerte eingeht,
die den Schlaf stören, wird ein Wert von 60.7 dB angegeben. Dieser Wert wird
heute schon in grossen Gebieten überschritten.

Angesichts der Bedeutung des Flughafens Zürich für die Deutsche Lufthansa, die zusammen
mit ihren Schweizer Tochtergesellschaften, darunter vor allem die Swiss,
über 70% aller Starts und Landungen in Kloten abwickelt, müsse der Bundesrat jetzt
ein klares Zeichen Richtung Berlin senden und Verhandlungen über eine Neuregelung
der An- und Abflüge aufgrund der deutsch-schweizerischen Lärmstudie aus dem Jahr
2009 verlangen. In 5-7 Jahren würden die vom Bundesrat bewilligten Starts Richtung
Süden zu einer massiven Standortabwertung in Stadtkreisen Zürichs und der Gemeinden
in Zürichs Süden führen. „Die Zerstörung dieser über 1000jährigen Kulturlandschaft
kann im Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG auch von der Zürcher Stadtpräsidentin
Corine Mauch gestoppt werden“, sagt Adolf Spörri. Es sehe derzeit aber
nicht so aus, als würde sie diese Aufgabe anpacken.

Keine Geheimgespräche mit Deutschland

Geheimgespräche zwischen Deutschland und der Schweiz dürfen auf keinen Fall traktandiert werden, fordert die Stiftung gegen Fluglärm in Zürich. Stiftungspräsident Adolf Spörri lehnt den Vorschlag des Landrates von Waldshut/D ab, nur im kleinen Kreis über die künftige Verteilung des Fluglärms zu sprechen.

„Landrat Martin Kistler vom Landkreis Waldshut, der diese Gespräche anregt, stellt die Forderung in den Raum, die deutschen Sperrzeiten noch auszuweiten, um die Bereitschaft der deutschen Bevölkerung zu erhöhen, die Belastungen tagsüber zu ertragen. Ein solches Vorgehen ist kein ernsthaftes Verhandlungsangebot und zeugt von unglaublicher Arroganz“, sagt Spörri.
Spörri: „Die am 29. Oktober 2009 veröffentlichte, gemeinsam von Deutschland und der Schweiz in Auftrag gegebene und von einer deutschen Spezialfirma durchgeführte Lärmmessung muss die Basis für Verhandlungen sein. Es ist nämlich nicht der Flughafen, welcher Lärm macht, sondern die startenden und landenden Flugzeuge. In Zürich-Kloten werden über 70% aller Flugbewegungen von Flugzeugen des deutschen Lufthansakonzerns abgewickelt. Diese Flugzeuge belärmen gemäss der genannten Lärmmessung in der Schweiz tagsüber über 490’000 Menschen mit Lärm über 54 dB. In Deutschland sind nur ca. 24’000 Personen tagsüber betroffen. Noch viel krasser ist die Situation in der Nacht. In der Schweiz werden über 150’000 Personen mit Lärm von über 40 dB beschallt, während in Deutschland kein einziger Mensch solchen Lärm zu ertragen hat.
Der Flüsterlärm über dem Südschwarzwald braucht keine Flüsterpolitik, sondern eine umfassende und aufrechte Diskussion aller Beteiligten und Betroffenen aufgrund von verifizierten und auf den neuesten Stand gebrachten Fakten. Die deutschen und die schweizerischen Politiker und Vertreter müssen zuerst gemeinsam die Situation in beiden Ländern am eigenen Leib erfahren und mit eigenen Augen und Ohren erleben. Bis heute hat noch kein einziger deutscher Politiker die Grösse gezeigt, in der Schweiz offiziell einen Augenschein in den betroffenen, dicht besiedelten Gebieten zu nehmen. Es ist höchste Zeit, dies zu tun.
Präsident: Adolf Spörri Pressesprecher: Fidel Stöhlker
Mit Zufriedenheit stellt die Stiftung gegen Fluglärm fest, dass die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh zur Kenntnis genommen hat, dass 94% der vom Fluglärm Betroffenen rund um den Flughafen im Kanton Zürich wohnen und gerade einmal 0,2 % in Deutschland.
Jeder sechste Erwerbstätige im deutschen Landkreis Waldshut arbeitet in der Schweiz, jeder achte Passagier des Flughafens Zürich hat seinen Wohnsitz in Deutschland. Der Flughafen Zürich ist bereits heute faktisch ein streikfreier Hub der Deutschen Lufthansa. Über 70% aller Flugbewegungen auf dem Flughafen Zürich werden durch deutsche Fluggesellschaften ausgeführt. Dies sind die Fakten, die auf den Verhandlungstisch gehören.
Die Stiftung gegen Fluglärm fordert deshalb eine angemessene Lastenverteilung zwischen Deutschland und der Schweiz.

Ein Lärmprofil für alle Gemeinden im Süden des Flughafens Zürich erstellen

Für alle Gemeinden im Süden des Flughafens Zürich soll ein Lärmprofil nach dem Vorbild der Gemeinde Zumikon erstellt werden.

Diese Forderung erhebt die Stiftung gegen Fluglärm in Zürich. Stiftungspräsident Adolf Spörri sagt: „Ich gratuliere der Zumiker Gemeindeverwaltung zu diesem Schritt. Die Mes-sungen haben ergeben, dass eine grosse Zahl von Bürgerinnen und Bürgern dauer-haft unter unerträglichem und gesundheitsschädlichem Lärmpegel leiden.“

Seit 14 Jahren zerstören die Landungen auf den Zürcher Flughafen Kloten von Süden her die Lebensqualität der Bevölkerung. Die gemäss SIL 2 zu befürchtenden Südstarts werden eine der schönsten und die am dichtesten besiedelte Landschaft der Schweiz ruinieren, befürchtet die Stiftung gegen Fluglärm.

Spörri verlangt eine Rückkehr zum Landesflughafen Schweiz. Der Ausbau Klotens zu einem „hub plus“ des Deutschen Lufthansa-Konzerns sei zu stoppen.
Die Bevölkerung in Baden-Württemberg, die Kloten ebenfalls intensiv benutze, müsse einen gerechten Anteil des entstehenden Fluglärms übernehmen.

Der ZFI ist durchzusetzen

Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) lag 2016 auch ohne Bevölkerungswachstum mit über 55 000 stark lärmgestörten Personen weit über dem Richtwert von 47 000 Betroffenen, stellt die Stiftung gegen Fluglärm, Zürich, fest. Sie beruft sich dabei auf den soeben vorgelegten Flughafenbericht 2017. Entgegen der verbreiteten Ansicht, ist der Flugbetriebsanteil in der bisherigen 10jährigen ZFI-Beobachtungsperiode mit einem Wachstumstotal von 20% stärker gewachsen als der Bevölkerungsanteil mit einem Plus von 16%.

Die Stiftung gegen Fluglärm in Zürich sieht das Zürcher Stimmvolk daher mehrfach getäuscht. „Der 2016 mit 64 110 Betroffenen ausufernde ZFI-Wert soll nun wegen Unvorhersehbarkeit der regierungsrätlichen Bevölkerungsprognose im Widerspruch zum Volksentscheid amputiert werden“, sagt Adolf Spörri, Präsident der Stiftung ge-gen Fluglärm. Dies sei ein Affront gegen alle Stimmbürger, die den Lenkungszusa-gen des Zürcher Regierungsrats vertrauten.“
Spörri verlangt, dass der ZFI durchgesetzt wird. Er begründet dies mit dem Entscheid des Bundesgerichts, das in Sachen Vorhersehbarkeit neuer Fluglärmszenarien als Stichtag den 1.1.1961 festgelegt hat. Es wäre geradezu naiv anzunehmen, der Zür-cher Regierungsrat hätte bei seinem ureigenen ZFI-Gegenvorschlag vor nur zehn Jahren die zukünftige Bevölkerungsentwicklung nicht erkennen können. Das Bun-desgericht müsste konsequenterweise auch allen regierungsrätlichen Versuchen, den stetig steigenden ZFI-Lärmindex vom Bevölkerungswachstum abzukoppeln, eine Abfuhr erteilen.

Unverhältnismässige Belastung
Die Stiftung gegen Fluglärm findet die Belastung der Zürcher Bevölkerung rund um den Flughafen als nicht verhältnismässig. Sie sei nicht darauf zurück zu führen, dass der Flughafen zu klein sei, sondern er „als fünfter Heimatflughafen des Deutschen Lufthansa-Konzerns zu einem ‚hub plus‘ ausgebaut wurde.“ Das Recht auf Nacht-ruhe von rund 300 000 Menschen werde nicht respektiert angesichts von total rund 2 500 Passagieren, die zwischen 22-23 Uhr mit 25 Flugbewegungen täglich diese Nachtruhe stören. Der Verspätungsabbau bis 23.30 Uhr sei die Folge der konzernin-ternen Gewinnoptimierung mit der Swiss als „Goldesel“ der Deutschen Lufthansa.

Adolf Spörri bedauert, dass die Zürcher Regierung mehr den Interessen eines aus-ländischen Konzerns Rechnung trägt als den berechtigten Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung. Wenn sie jetzt auch den ZFI opfern wolle, obwohl dieser vom Zürcher Volk beschlossen worden sei, bedeute dies einen neuen Kniefall vor der Macht der Deutschen in Frankfurt, Berlin und Stuttgart.

Der Pfannenstiel wird ärmer

Im ganzen Kanton Zürich sind die Preise von Wohnimmobilien in den letzten zehn Jahren bedeutend angestiegen. Einzige Aus-nahme ist die Region Pfannenstiel im Süden von Zürich, wo die Immobilienpreise in den letzten fünf Jahren lediglich um zwei Prozent zugenommen haben.

Diese Auswertung des Statistischen Amtes des Kantons Zürich ist nach Ansicht der Stiftung gegen Fluglärm, Zürich, der bisher beste Beweis dafür, dass die über dem Pfannenstiel seit 14 Jahren vorgenommenen Südlandungen jetzt zunehmend zu grossen Wertverlusten bei Immobilien führen.

„In den ersten Jahren haben die Menschen im Süden Zürichs noch gehofft, die Lan-dungen vom Süden her würden bald wieder aufgehoben. Jetzt verfliegt diese Hoff-nung“, sagt Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm. Und fährt fort: „Immer haben uns die Regierungsräte und andere Politiker versprochen, sie würden sich für die betroffene Bevölkerung einsetzen. Das ist nicht erfolgt.“

Spörri rechnet mit weiteren Einbrüchen der Haus- und Wohnungspreise im Süden Zürichs. Die in ca. fünf Jahren bevorstehenden Südstarts seien bedeutend lärmiger als die heutigen Südlandungen. Von Dübendorf über Gockhausen, Zollikerberg, Zumikon und Egg werde ein Lärmteppich gelegt, der die Umwelt erheblich beein-trächtige.
Spörri: „Wirtschaft und Politik haben sich zum Vorteil des Flughafens und der Deut-schen Lufthansa mit ihren Schweizer Töchtern gegen 300 000 Menschen rund um den Flughafen verbündet.“ Er sieht Lärm-, Gesundheits- und Umweltschäden in noch grösserem Umfang auf die Gemeinden rund um den Flughafen zukommen und for-dert: „Alle Fluglärmgegner müssen nun zeigen, dass es ihnen ernst ist mit dem Kampf nicht gegen den Landesflughafen, der Kloten einmal war, sondern gegen den internationalen Hub des deutschen Luftfahrtkonzerns Deutsche Lufthansa.“

Sotomo-Umfrage des Flughafens Zürich ist manipulativ

Die seit Tagen im Umlauf befindliche Sotomo-Umfrage des Flughafens Zürich ist in der Fragestellung einseitig und berücksichtigt wichtige Elemente der Flughafenpolitik nicht oder zu wenig. Deshalb protestieren die Stiftung gegen Fluglärm und der Verein Flugschneise Süd – NEIN gegen diesen manipulativen Ansatz der Umfrage.

Insbesondere handelt es sich um die in der Umfrage gestellte Frage „Der Süden muss heute im Vergleich zum Norden, Westen und Osten wesentlich weniger Lärmbelas-tung tragen. Wenn der Süden über Mittag etwas mehr Starts erhält, ist das nur fair.“ Richtig ist, dass der Süden heute mit 27% aller An- und Abflüge einen grossen Anteil trägt. Es kann also nicht die Rede davon sein, den Süden noch mehr und mit Starts wesentlich intensiver zu belasten als bisher.

Da seitens des Flughafens mit über 13‘000 Starts gerechnet wird, was aber noch nicht als Obergrenze gelten darf, muss der Süden an 30 Nebel- und 26 Bisentagen mit über 260 Starts täglich rechnen, da die Ostwestpiste dabei geschlossen wird. Dies ist für die Bevölkerung im Süden untragbar!
Des Weiteren dürfen die von Sotomo im Auftrag des Flughafens Zürich gestellten Fragen als einseitig gelten, weil sie sich vor allem mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Flughafens beschäftigen. Im Gegensatz dazu werden keine Fragen gestellt zum Umweltschutz und zur Gesundheitsgefährdung der betroffenen Bevölkerung.

Die Elite opfert das Volk dem Lärm

Die Schweizer Elite aus Wirtschaft, Politik und Medien stellt sich geschlossen gegen die Bitten der Flughafen-Anlieger, den krankmachenden Flug-lärm rund um Kloten einzuschränken.

Anlässlich des „Internationalen Tag des Lärms“ am 25. April protestieren die Stiftung gegen Fluglärm, Zürich, und der Verein Flugschneise Süd-NEIN gemeinsam gegen eine Haltung, die letztlich „Menschenopfer“ zur Folge hat. Wie glaubwürdige Untersuchungen Schweizer und internationaler Hoch-schulen und Mediziner beweisen, sind Herzerkrankungen und Diabetes die Folge eines übermässigen Fluglärms über Wohngebieten.

Besonders stossend sei es, dass der Zürcher Fluglärmindex (ZFI) nicht zu einer Lärmverminderung führe, sondern eine massive Zunahme der Störwirkung ermöglicht. Als Gegenmassnahme zu einer Bewegungsplafonierung am Flughafen entwickelt, beruht er auf dem LEQ (Lärmäquivalenzquotient), des gemittelten täglichen Dauerschallpegels in ausgewählten Flugzonen. Der ZFI ermöglicht damit beim Einsatz etwas schallärmerer Flugzeuge eine weitere überproportionale Bewegungszunahme und eine massive Zunahme der Störwirkung.

Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm, Zürich, und Matthias Dutli, Präsident des Vereins Flugschneise Süd-NEIN, sehen dies als Betrug am Schweizer Volk. Der Lärmlüge in Kloten entspreche die politische Lüge in Bern, man könne mit den deutschen Behörden in Berlin nicht wirkungsvoller verhandeln. Vielmehr baue man Kloten konsequent zu einem deutsch-schweizerischen und Baden-Württemberg-Zürcher Hub aus. Bedeutendster Gewinner sei die Deutsche Lufthansa mit ihrer Schweizer Tochter Swiss. Das Volk, das den Flughafenausbau immer finanziert hat, werde dem Lärm und dem Anspruch des Flughafens und der Fluggesellschaften nach immer noch mehr Wachstum und Profit geopfert.

Herzinfarkt und Diabetes gefährden Flughafenanwohner

Die Gefahr, aufgrund von Fluglärm an Herzinfarkt oder Diabetes zu erkranken, ist rund um die Schweizer Flughäfen wesentlich grösser als bisher angenommen. Dies bestätigt eine neue Studie der Universität Basel, wo Prof. Martin Röösli mit einem Forschungsteam festgehalten hat: Das Herzinfarkt-Risiko steigt ab einem Durchschnittslärm von 40 Dezibel und nicht, wie bisher angenommen, bei einem jährlichen Durchschnittswert von 50 Dezibel. Da es sich bei Dezibel um ein logarithmisches Mass handelt, liegt der alte Wert dreimal höher als der neue. Für die „Sirene“-Studie von Prof. Röösli wurden während sieben Jahren 4,4 Millionen Schweizer untersucht. Die Daten zum Fluglärm wurden rund um die drei Landesflughäfen in Zürich, Genf und Basel sowie um den Militärflughafen Payerne erhoben.

Neben einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte stellt die Forschungsgruppe auch ein signifikant erhöhtes Risiko für Herzversagen und ischämischen Schlaganfall bei Personen fest, die Fluglärm ausgesetzt sind. Prof. Rööslis „Sirene“ genannte Studie besagt auch, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt werden durch einen stark schwankenden statt konstanten Lärmpegel, wie er von Flugzeugen ausgeht mit einer durchschnittlichen Überflugzeit von 12 Sekunden.
Aufgrund einer Parallelstudie des gleichen Basler Forschungsteams mit dem Namen Sapaldia (Swiss study on Air Pollution and Lung Disease in Adults) wurde wissenschaftlich ermittelt: In Fluglärmzonen tritt Diabetes bis doppelt so häufig auf wie anderswo in der Schweiz.
Das für Lärmgrenzwerte zuständige Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat die beiden Studien der Universität Basel bisher noch nicht kommentiert mit der Begründung, man warte noch die Endergebnisse ab.
Da die Resultate der beiden Studien aber definitiv sind, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass das BAZL zugunsten des Flughafens und der Fluggesellschaften und zulasten der Bevölkerung auf Zeitgewinn spielt.
STIFTUNG GEGEN FLUGLÄRM
Der enge Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde von dem gleichen Forschungsteam schon 2010 nachgewiesen. Es ermittelte, dass tödliche Herzinfarkte um die Flughäfen Basel, Genf und Zürich bis zu 48% häufiger sind als in der restlichen Schweiz. Auch zahlreiche andere internationale Studien haben auf diese Zusammenhänge immer wieder hingewiesen.
Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm in Zürich, ist empört darüber, wie ein vom Steuerzahler finanziertes Bundesamt, das BAZL in Bern, dieses höhere Erkrankungs- und Sterberisiko hinnimmt. Spörri: „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Schweizer Volk den Interessen seiner Flughäfen und ausländischer Fluggesellschaften geopfert wird.“ Es sei bedauerlich, dass auch die kantonalen Regierungen keine Möglichkeit haben, die Praxis des Bundesamtes für Zivilluftfahrt in solchen Fragen zu beeinflussen. Spörri verlangt deshalb für die über 300 000 betroffenen Menschen rund um den Flughafen Kloten: „Die unzulässigen Südanflüge wie auch die zusätzlichen Ostanflüge sind einzustellen. Die siebenstündige Nachtruhe von 23 Uhr bis 6 Uhr ist strikte einzuhalten. Die Einführung von Südstarts geradeaus kommt nicht infrage.“

Ist Kloten ein Stuttgarter Landesflughafen?

Der Missbrauch des Flughafens Kloten als Landesflughafen für das deutsche Bundesland Baden-Württemberg und als streiksicherer HUB für den Lufthansakonzern muss ein Ende haben.
Die Stuttgarter Politiker und die baden-württembergischen Unternehmen benutzen Kloten als internationalen Transfer-Flughafen, ohne die gerechten Anteile an Lärm-, Gesundheits- und Umweltschäden tragen zu wollen, protestiert die Stiftung gegen Fluglärm, Zürich.

Aufgrund der Merkel-Couchepin-Lärmstudie aus dem Jahr 2009 ist bewiesen, dass die wenigen Gemeinden im Südschwarzwald keinen nennenswerten Fluglärm, der von Kloten ausgeht, ertragen müssen. „Dies steht im Widerspruch zu den schwäbisch-badischen Forderungen, dort den Fluglärm zu begrenzen“, sagt Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm.
Die Stiftung fordert den Bundesrat und die Zürcher Kantonsregierung auf, in Berlin und Stuttgart härter als bisher zu verhandeln. Rund um Zürich würden 300‘000 Menschen unter dem zunehmenden Fluglärm und der Umweltverschmutzung leiden. Weil die grüne Regierung in Stuttgart sich weigere, ihren eigenen Flughafen bei Stuttgart auszubauen, solle nun der Grossraum Zürich als Abfallkübel für deutsche Ferienreisende, Politiker, die über Zürich nach Berlin und Frankfurt fliegen und schwäbische Exportwirtschaft dienen.
Spörri: „Wir sind für einen vernünftigen Ausgleich in Kloten, aber die Deutschen müssen ihren Anteil an den Belastungen übernehmen.“